4.1 Überblick

Nachdem die Ist-Analysen sowie die Ziel- und Maßnahmenplanung durchgeführt wurden, müssen die Bedingungen, die für die Realisierung der geplanten Ziele und Maßnahmen erforderlich sind, geschaffen werden. Paket 4 fasst dieses zusammen und zu ihnen gehören:

  • der Aufbau von Kompetenz und Bewusstsein bei den Beschäftigten (vgl. Kapitel 4.2),
  • Regelungen für die interne und externe Kommunikation (vgl. Kapitel 4.3)
  • die Erstellung und Lenkung dokumentierter Informationen - also der Dokumente und Aufzeichnungen (vgl. Kapitel 4.4)
  • die energieeffiziente und klimabewusste Regelung von Prozessen (vgl. Kapitel 4.5)
  • die energieeffiziente und klimabewusste Auslegung und Beschaffung (vgl. Kapitel 4.6)

4.2 Kompetenz entwickeln und Bewusstsein aufbauen

Ausgangssituation in EnMS

In der Regio-Tex GmbH werden auf Basis einer stellenbezogenen Kompetenzmatrix der Schulungsbedarf für das EnMS abgeleitet und Schulungen geplant. Weiterhin wird Schulungsbedarf auf Basis rechtlicher Anforderungen (z. B. Änderungen), durch neue Prozesse, Anlagen, Stoffe, auf Eigeninitiative der Mitarbeiter (z. B. im Rahmen von Mitarbeitergesprächen) oder auf Basis von Auditfeststellungen abgeleitet.

Generische Inhalte, wie die Energiepolitik, Verantwortlichkeiten und Energieziele werden allen Mitarbeitern gleichermaßen im Rahmen einer jährlich wiederkehrenden Informationsveranstaltung zum EnMS vermittelt. Die Bewusstseinsbildung über den Einfluss auf die energiebezogene Leistung und Handlungsansätze erfolgen zielgruppenspezifisch (z. B. nach Produktionsbereich oder nach Maschinen/Anlagen, Stoffen). Hierbei werden auch einbezogen:

  • Contraktoren (Dienstleister wie Reinigungs-, Bau-, Instandhaltungsfirmen)
  • Unterauftragnehmer, Lieferanten, Transportunternehmen
  • Besucher u. a. Gäste

Für diese Zielgruppen wurden Informationen über das EnMS und energieeffiziente Verhalten in die Qualitäts-, Umwelt-, Energie- und Sicherheitsinformationen integriert, die dieser Zielgruppe bei Erstkontakt ausgehändigt werden. Zudem muss das Einverständnis mit diesen durch Unterschrift bestätigt werden. Die Durchführung jeder Schulung wird dokumentiert, entweder über Teilnehmerlisten oder entsprechende Zertifikate (ISO 50001, Kap. 7.2, 7.3).

Anforderungen im KliMS

In der PAS 2060 finden sich keine Anforderungen oder Hinweise für das Thema Kompetenz und Bewusstsein. In der ISO 14064-1 wird die Identifizierung, Implementierung und Überprüfung geeigneter Schulungen für Mitarbeiter, welche die THG-Bilanz erstellen, gefordert (DIN ISO 14064-1, Kap. 8.1.2). Es ist klar, dass ein KliMS nicht ohne die erforderlichen Kenntnisse und Verständnisse eingeführt und umgesetzt werden kann. Aus diesem Grund ist es erforderlich, die für das Klimamanagement erforderlichen Kompetenzen zu bestimmen und diese durch Qualifikations- und Schulungsmaßnahmen sicherzustellen. Damit verbunden müssen Maßnahmen etabliert werden, um Bewusstsein über die Klimastrategie, Emissionsquellen und Einflussmöglichkeiten der Mitarbeitenden zu schaffen.

Hinweise zur Integration und praktischen Umsetzung

Die Vorgehensweise zur Bestimmung von Kompetenzniveau und Schulungsbedarf des Energiemanagements kann unproblematisch auf das Klimamanagement ausgedehnt werden, um diesen Bereich vollständig integrativ zu handhaben. Deshalb können die vorhandenen Vorgabedokumente, wie z. B. die Verfahrensanweisung, der Schulungsplan, das Formblatt Schulungsnachweis und Schulungsbewertung für das Integrierte Energie- und Klimamanagementsystem weiterentwickelt und verwendet werden. Generelle Aspekte des KliMS (z. B. Ziele, Verantwortlichkeiten) können in bestehende Schulungs- oder Informationsformate integriert werden. Fachspezifische Aspekte des Energie- und Klimaschutzmanagements können im Schulungsplan nach beiden Systemen kategorisiert erfasst werden (z. B. für das Klimamanagement eine Schulung zur THG-Bilanzierung). Die Regio-Tex GmbH hat Klimaschutzaspekte wie folgt in die jährliche Schulung aufgenommen:

  • Integrierte Energie- und Klimaschutzpolitik
  • Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Befugnisse im Bereich Energie- und Klimaschutz
  • Bedeutung der Konformität mit der Politik, den Verfahren und anderen Anforderungen des Energie- und Klimaschutzmanagements
  • Ergebnisse der THG-Bilanzierung, Energie- und Klimaschutzziele und Maßnahmen
  • Beitrag der Mitarbeiter zur Wirksamkeit des Managementsystems, einschließlich der Vorteile einer verbesserten Energie- und Klimaschutzleistung
  • Folgen einer Nichterfüllung der Anforderungen des Energie- und Klimaschutzmanagements

Als spezifische Schulungen für den Bereich Klimaschutzmanagement wurden in der Regio-Tex GmbH z. B. definiert:

  • Fortbildung zum Klima-Manager (EMB)
  • THG-Bilanzierung (gesamtes Energie- und Klimateam)
  • Kompensationszertifikate (oberste Leitung, Energie- und Klimaschutzbeauftragter, Energie-und Klimateam)
  • Lieferantenkommunikation (Einkauf)
Weitere Informationen

Beachten Sie den Unterschied zwischen Bewusstsein und Kompetenz.

Bei der Bewusstseinsentwicklung geht es darum, Einsicht über menschliches Verhalten und die damit verbundenen Folgen zu entwickeln.

Kompetenz ist dagegen die Fähigkeit, Wissen und Fertigkeiten anzuwenden.

Durch das Energie- und Klimaschutzmanagement sollten Sie beide Bereiche entwickeln.

Weitere Informationen

Denken Sie daran, Bewusstsein und Kompetenz nicht nur für ihre eigenes Personal sicherzustellen, sondern für alle Personen die Tätigkeiten unter der Aufsicht der Organisation verrichten und die energie- bzw. klimabezogene Leistung beeinflussen. Dies sind z. B. Kontraktoren, Unterauftragnehmer, Praktikanten oder Gäste. Maßnahmen sollten angemessen und zielgruppenspezifisch sein. Möglichkeiten sind:

Kontraktoren: Einbezug von Energie- und Klimaschutzaspekten in das Fremdfirmenmanagement

Unterauftragnehmer: Selbstverpflichtungen abfragen oder Durchführung von Lieferantenaudits

Gäste: Einweisung vor Betreten der Organisation

4.3 Kommunikation

Ausgangssituation in EnMS

Die Regio-Tex GmbH hat für die interne und externe Kommunikation einen Prozess festgelegt, der enthält wer, mit wem, worüber, wann und wie kommuniziert. Zur Systematisierung der Kommunikationsinhalte, -instrumente, -termine und Zielgruppen wurde eine Kommunikationsmatrix angelegt, differenziert nach:

  • Interner Kommunikation, also zwischen den verschiedenen Ebenen und Funktionsbereichen der Organisation und
  • Externer Kommunikation zu den Anspruchsgruppen (z. B. Behörden, Kunden, Zulieferer, Nachbarn)

Hier werden neben den laut ISO 50001 zu kommunizierenden Inhalten (z. B. Energiepolitik), auch freiwillige Kommunikationsaspekte erfasst. So hat die Regio-Tex GmbH jährlich einen Energiebericht herausgegeben, um die eigenen Mitarbeiter, aber auch interessierte Stakeholder über das EnMS zu informieren. Durch die Regelungen der Kommunikation soll verhindert werden, dass z. B. nicht aktuelle Daten verteilt und freigegeben werden oder dass unberechtigte Personen intern oder extern Informationen weitergeben (ISO 50001, Kap. 7.4).

Anforderungen im KliMS

In den Normen der PAS 2060 und ISO 14064-1 werden keine konkreten Anforderungen an den Prozess der Kommunikation gestellt, wie wir ihn aus der ISO 50001 kennen. Allerdings benennen beide Normen konkrete Dokumente, die extern zu kommunizieren sind. Diese sind:

  • Nach PAS ist ein öffentlich zugängliches Dokument, das sog. Qualifying Explanatory Statement (QES) zu erstellen, das umfangreich über die Rahmenbedingungen, Spezifikationen und Details des THG-Managementplans sowie die THG-Bilanz berichtet (PAS 2060, Kap. 10).
  • In der ISO 14064-1 wird ein THG-Bericht gefordert, wenn die THG-Bilanz verifiziert oder eine öffentliche THG-Erklärung zur Konformität mit der Norm abgegeben werden soll. In diesem sind Auslassungen von vertraulichen Informationen zu begründen. Die Verifizierungserklärung des Zertifizierers muss den vorgesehenen Anwendern zur Verfügung gestellt werden (ISO 14064-1, Kap. 9.1).

Hinweise zur Integration und praktischen Umsetzung

Der im EnMS definierte Kommunikationsprozess kann für das Klimamanagement erweitert und die dafür zu kommunizierenden Inhalte in die Kommunikationsmatrix integriert werden. Hier wird es nicht nur um Berichte oder Erklärungen wie die QES oder THG-Bilanz gehen. Mehr und mehr Kunden fragen Daten über THG-Emissionen auf Produkt- oder Unternehmensebene in Form von Konformitätserklärungen/Zertifikaten (PCF, CCF). Diese werden wichtige Inhalte der Kommunikationsmatrix darstellen.

In der Regio-Tex GmbH wurden dementsprechend die Verfahrensanweisung „Kommunikation“ und die Kommunikationsmatrix um Aspekte des Klimaschutzmanagements erweitert. Hier wurde für die externe Kommunikation die QES sowie PCF und CCF ergänzt.

Weitere Informationen

Da die in der PAS 2060 erforderliche QES einen THG-Bericht beinhaltet, kann bei Vorliegen der QES auf den THG-Bericht verzichtet werden
(PAS 2060, Kap 10.3.4).

4.4 Dokumentation und Lenkung der Dokumente

Ausgangssituation in EnMS

Die Regio-Tex GmbH hat wichtige Regelungen ihres EnMS mit Hilfe eines Excel-Tools dokumentiert. Ausgehend von der Prozesslandkarte werden über Verlinkungen

  • Vorgabedokumente (z. B. Prozessbeschreibungen/Verfahrensanweisungen)
  • Nachweisdokumente (Aufzeichnungen wie ausgefüllte Formblätter oder Checklisten)
  • Betriebsdokumente (z. B. Organigramm, Lagepläne)
  • externe Dokumente (z. B. Informationen von Vertragspartnern, externen Beauftragten, Normen)

bereitgestellt. Außerdem zeigt eine Dokumentenmatrix den Aufbau der gesamten EnMS-Dokumentation, die pro Gliederungspunkt mitgeltende Dokumente sowie Regelungen zur Lenkung der Dokumente deutlich macht (ISO 50001, Kap. 7.5). Dort enthalten sind Dokumente, die durch die ISO 50001 vorgegeben sind (z. B. Politik) oder Dokumente, die für das EnMS erforderlich sind (z. B. Organigramm).

Anforderungen im KliMS

Auch in der PAS 2060 sowie der ISO 14064-1 finden sich Anforderungen für die Dokumentation. Während die PAS definiert was dokumentiert werden muss, fokussiert die ISO 14064-1 auf das wie und die Dokumentenlenkung.

In der PAS 2060 wird in den jeweiligen Hauptkapiteln definiert, welche Dokumente zu erstellen sind und über was genau in diesen Dokumenten zu berichten ist (vgl. Tabelle 6). Diese Anforderungen sind sehr umfangreich und vielleicht nicht sofort verständlich. Die Dokumentationsanforderungen sind aber zu beachten.

Weitere Informationen

In unserer Checklistensammlung finden Sie für einen Großteil der in Tabelle 7 genannten Dokumente Vorlagen.

Tabelle 7: Mindestanforderungen der PAS 2060 an die Dokumentationspflicht

Quelle: Eigene Darstellung

Die ISO 14064-1 enthält Anforderungen für die Lenkung der Dokumente durch eine systematische Verwaltung, Standardisierung und Überprüfung (ISO 14064-1, Kap. 8). Dazu gehören die Entwicklung von Verfahren zur Dokumentenaufbewahrung und die Pflege von Aufzeichnungen. Insbesondere müssen Dokumente verwahrt und gepflegt werden, die die Planung, Erstellung und Aufrechterhaltung der Treibhausgasbilanz belegen, um eine Verifizierung zu ermöglichen. Die Dokumentation muss nach den festgelegten Verfahren zur Verwaltung von Informationen über THG erfolgen. Dies kann in analoger oder digitaler Form sein. Außerdem werden Anforderungen zum Inhalt des THG-Berichts gestellt, die in großen Teilen denen der PAS 2060 entsprechen (ISO 14064-1, Kap. 9). Nach PAS ist es aber unabhängig davon möglich, auf den THG-Bericht zu verzichten, wenn eine QES vorliegt.

Hinweise zur Integration und praktischen Umsetzung

Die Dokumentation sollte unabhängig von der Herkunft und der Anzahl der Managementsysteme nach einheitlichen Kriterien erstellt, geändert und gelenkt werden. Entsprechende Regelungen sollten somit unbedingt integrativ für das Energie- und Klimamanagementsystem entwickelt werden, um die formelle Integrität der Dokumentation zu wahren. Neben dem formalen Aspekt gibt es – wie in den vorherigen Kapiteln gezeigt - auch inhaltliche Integrationspotenziale, denn teilweise sind die Dokumentationsanforderungen im Energie- und Klimaschutzmanagement ähnlich (z. B. Verpflichtungserklärung, Zielkatalog) oder können sinnvoll integrativ geführt werden
(z. B. Schulungen, Kommunikation). Neben den integrativen Regelungen und Dokumentationen gibt es sowohl im EnMS als auch im KliMS dokumentierte Informationen, die nicht zusammen geführt werden können. Das sind Dokumentationen der Anforderungen, die nicht integrierbar sind. Dazu zählen im EnMS die Energetische Ausgangsbasis und im KliMS die THG-Bilanz sowie die QES.

Die Regio-Tex GmbH hat in ihrer Dokumentenmatrix bzw. Excel basierten Dokumentenmanagementsystem die erforderlichen Integrationen hergestellt bzw. Ergänzungen vorgenommen. Durch die Dokumentenbezeichnung wurde deutlich gemacht, ob es sich um integrierte oder managementsystemspezifische Vorgabe- bzw. Nachweisdokumente handelt, da die internen und externen Audits unabhängig vom bestehenden integrierten Managementsystem oftmals als separate Energie- bzw. Klimaaudits (Verifizierung der THG-Bilanz oder Audits nach PAS 2060) durchgeführt werden. Dies erleichtert die Orientierung der Auditoren auf die von ihnen zu prüfenden Regelungen. Im Falle der Regio‑Tex GmbH wurden Dokumente/Aufzeichnungen wie folgt gekennzeichnet:

  • VA E bzw. FB E (energiespezifische Verfahrensanweisungen und Formblätter)
  • VA K bzw. FB K (klimaspezifische Verfahrensanweisungen und Formblätter)
Weitere Informationen

Die Vorteile eines Integrierten Managements werden in der Praxis oftmals in dem hohen Potenzial zur Vereinfachung der Dokumentenhandhabung gesehen. Erstellen und bearbeiten Sie da, wo möglich, die erforderlichen Dokumente des Klimamanagements unter der Prämisse einer Integration in bestehende Regelungen aus dem EnMS und führen Sie Ihre Dokumente integrativ!

4.5 Betrieb

Ausgangssituation in EnMS

Der Fokus der Ablauflenkung im EnMS orientiert sich auf die Steuerung der Prozesse und Abläufe, die energieintensiv (i.d.R. Kernprozesse) und die für das EnMS relevant (i.d.R. Management- und Unterstützungsprozesse) sind. Für diese Prozesse und Abläufe hat die Regio-Tex GmbH Kriterien für eine energieschonende bzw. normkonforme Ausführung der Prozesse festgelegt. Als Kriterien für eine energieschonende Ausführung werden bei der Regio-Tex GmbH interne und externe „best-practice“ Fahrweisen und Methoden verstanden, die in einem möglichst geringen Energieverbrauch bzw. einer hohen Effizienz resultieren. Kriterien umfassen z. B. maximale Temperaturniveaus, einzuhaltende Beladungsgrade oder max. Durchlaufzeiten in Prozessen. Diese Prozessfestlegungen wurden an die relevanten internen Personen, wie Mitarbeiter sowie externe Personen, wie Dienstleister oder Lieferanten, die diese Prozesse ausüben, kommuniziert und ihre Einhaltung im Rahmen von Prozessaudits überprüft (DIN EN ISO 50001, Kap.8.1).

Anforderungen im KliMS

Im Sinne des Qualitätsmanagements fordert die PAS 2060 eine Beschreibung von Methoden und Verfahren für die THG-Bilanzierung, Maßnahmenpläne und Messung der Zielerreichung. Dadurch soll z. B. gewährleistet werden, dass die THG-Bilanzierung an verschiedenen Standorten eines Unternehmens einheitlich durchgeführt wird und die Methode und Ergebnisse vergleichbar sind (PAS 2060, Kap. 4.5) In der ISO 14064-1 wird explizit gefordert, dass Verfahren zur Verwaltung der THG-Informationen einzuführen und aufrechtzuerhalten sind (ISO 14064-1, Kap. 8.1). Neben diesen in den Normen geforderten Verfahren ist es sinnvoll auch für Prozesse, die für die Reduktion der THG-Emissionen eine Rolle spielen, Prozesskriterien für eine klimaschonende Ausführung festzulegen. Möchte man die Emissionen aus den Geschäftsreisen reduzieren, so muss entsprechen eine interne Vorschrift entwickelt werden, die den Umstieg auf emissionsarme Transportmittel fordert. Gleiches gilt beim Thema Beschaffung und Einkauf, bei dem z. B. der Bewertungskatalog für die Lieferanten oder der Verhaltenskodex (Code of Conduct) angepasst werden muss (z. B. Einfügen der Forderung, dass der Lieferant xy % Ökostrom nutzt). Außerdem müssen auch Management- und unterstützende Prozesse wie z. B. Management-Review oder Schulungen unter Beachtung der Anforderungen des KliMS weiterentwickelt werden.

Hinweise zur Integration und praktischen Umsetzung

Es macht also Sinn, die Prozesse der Organisation hinsichtlich ihrer Relevanz für die klimamanagementbezogene Leistung bzw. das KliMS zu überprüfen und bei Notwendigkeit entsprechende Prozesskriterien dokumentiert festzulegen. Sowohl das Vorgehen zur Prozessanalyse als auch die Vorgaben zur Erstellung von dokumentierten Informationen können aus dem EnMS auf das KliMS übertragen werden. Die Ablauflenkung kann demzufolge integrativ umgesetzt werden. Die Regio-Tex GmbH hat alle ihre in Verfahrensanweisungen definierten Prozesse entsprechend überprüft und Anforderungen des KliMS integriert. Für die THG-Bilanzierung und QES-Erstellung wurden neue Verfahren entwickelt und dokumentiert.

Weitere Informationen

Überlegen Sie auch, welche vor- und nachgelagerten Prozesse Sie ggf. gemeinsam mit Ihren Marktpartnern in Richtung eines integrierten Energie- und Klimaschutzmanagementsystems entwickeln können. Ansatzpunkte wären z. B. Prozessanforderungen an die Logistik oder die Substitutionen von fossilen Rohstoffen bei Zulieferern.

4.6 Auslegung und Beschaffung

Ausgangssituation in EnMS

Die Regio-Tex GmbH prüft und bewertet bei der Änderung der technischen Infrastruktur (z. B. bei Standorterweiterungen, Anschaffung neuer Anlagen und Maschinen) die Auswirkungen auf den Energieeinsatz und Energieverbrauch. Dazu kooperiert der EMB bei Neu- und Ersatzbeschaffungen eng mit den beteiligten Abteilungen (technischer Dienst, Wartung und Instandhaltung, Einkauf usw.), den Fachplanern und ausführenden Ingenieurbüros.

Die Anforderungen an die Energieeffizienz wurden über die Verfahrensanweisung „Beschaffung“ als zu berücksichtigende Beschaffungskriterien festgelegt. Sie orientieren sich am Stand der besten verfügbaren Technik (BVT). Die energetische Bewertung von neuen Anlagen setzt voraus, dass die Energiekennwerte der Altanlagen vorliegen. Diese können z. B. aus der installierten Leistung und den Betriebszeiten abgeschätzt werden. Lieferanten werden über Lastenhefte oder Ausschreibungsunterlagen entsprechend informiert (DIN EN ISO 50001, Kap.8.2).

Für die Beschaffung von Energieträgern hat die Regio-Tex GmbH Vorgaben festgelegt, die sich z. B. auf den Energiemix bzw. Anteil regenerativer Energieträger beziehen (z. B. 25 % zertifizierter Ökostrom oder 10 % Biogas oder 15 % Anteil umweltfreundlicher Brennstoffe). Für Dienstleister (z. B. Logistik) oder Zulieferer (z. B. von Stoffen) hat die Regio-Tex GmbH das Vorhandensein eines Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 oder EMAS III oder eines EnMS nach ISO 50001 als Vergabekriterium festgelegt.

Anforderungen im KliMS

Innerhalb der PAS 2060 und der ISO 14064-1 wird die Beschaffung und Auslegung nicht behandelt. Wie aber bereits beschrieben, liegt der Großteil der THG-Emissionen eines Unternehmens im verarbeitenden Gewerbe im Scope 3 und im Speziellen in Scope 3.1 – eingekaufte Güter und Dienstleistungen. Das heißt für Organisationen, die ernsthaft Klimamanagement betreiben und Klimaneutralität erreichen wollen, dass die Beschaffung und Auslegung eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung des Unternehmens spielt.

Hinweise zur Integration und praktischen Umsetzung

Innerhalb der PAS 2060 und der ISO 14064-1 sind Beschaffung und Auslegung keine Anforderungen des Klimamanagements und können gut in bestehende Regelungen des EnMS der Auslegung und Beschaffung integriert werden. Das müssen sie auch, um in Scope 1-3 verbindliche Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität zu erreichen. Die Regio-Tex GmbH hat in ihrer Verfahrensanweisung „Beschaffung“ neben den Entscheidungskriterien Qualität, Energieeffizienz und Investitionskosten nun auch die THG-Intensität (tCO2eq/Produkt) als Bewertungskriterium festgelegt. Die Regio-Tex GmbH legt selbst fest, welche genauen Anforderungen an das Kriterium THG-Intensität gelegt werden (z. B. Verbrauchswerte, CO2-Footprint, Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Nachweis von zertifizierten Managementsystemen für Zulieferer) und welche Wichtung es gegenüber den anderen Kriterien (Qualität, Investitionskosten) erhält.

Die THG-Intensität für zu beschaffende Produkte sollte nicht nur einer Cradle-to-Gate- Betrachtung unterliegen, sondern auch die Nutzung und Entsorgungsemissionen mit einbeziehen, um ein ganzheitliches Bild der eingekauften Produkte zu erhalten. Ein gutes Beispiel ist die Elektrifizierung des Fuhrparks auf Elektromobilität. Laut vieler Studien ist der Cradle-to-Gate Fußabdruck von E-Autos höher als von Verbrennern. Ergo würde ein Verbrennerfahrzeug bevorzugt eingekauft werden. In der Nutzungsphase spart das E-Auto aber deutlich mehr Emissionen ein.

Weitere Informationen

Um das Thema Klimamanagement bei den Zulieferern durchzusetzen können wir folgende Handlungsoptionen beobachten:

Der erste klimarelevante Kontakt erfolgt meistens durch eine Anfrage des Kunden beim Lieferanten nach Emissionsdaten oder Product Carbon Footprints.

Die nächste Stufe ist die Forderung zur Reduktion der THG-Emissionen um Faktor X bis zum Tag Y.

Falls dies nicht erfolgt, werden alternative Lieferanten gesucht bzw. teilweise auch Programme und Vorgaben mit den Lieferanten zusammen entwickelt, um THG-Emissionen zu reduzieren.

Sie selbst können also entweder als Zulieferer von diesen Handlungsoptionen betroffen sein oder diese als Forderungen an Ihre Zulieferer stellen. Damit einhergeht, dass Zulieferbetriebe (v.a. von großen Unternehmen) in Zukunft noch enger und stärker über THG-Emissionen berichten müssen. Auch bei öffentlichen Ausschreibungen wird das Thema PCF immer entscheidender.

Weitere Informationen

Cradle-to-Gate (Wiege bis Werkstor)

Im Rahmen einer Cradle-to-Gate-Analyse werden die Umweltwirkungen für die Produktion des Produktes berücksichtigt.

Diese beginnt bei dem Abbau der Rohstoffe und endet mit der Bereitstellung der fertigen Produkte am Werkstor des Herstellers.

Cradle-to-Cradle (Wiege bis zur Wiege)

Im Rahmen einer cradle-to-cradle Analyse werden die Umweltwirkungen für die Produktion, die Nutzung und das Lebensende des Produktes, berücksichtigt.

Es erfolgt also eine Betrachtung vom Abbau der Rohstoffe über die Produktion bis hin zu einem Recycling oder der Entsorgung.