Macht es Sinn die Windenergie weiter auszubauen, wenn es kaum Speichermöglichkeiten gibt?
Auf Grund ihrer Größe sind die weißen, 3-blättrigen Windenergieanlagen (WEA) weithin sichtbar. Deren Ausbau wird – nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Energieversorgungslage zukünftig stark zunehmen. Nur, macht es überhaupt Sinn, diesen Ausbau so zu beschleunigen, während Speicherkapazitäten aktuell noch fehlen? Die Landesenergieagentur SAENA sagt ja. Grundlegend ist es richtig, dass Windkraftanlagen den Strom nicht nach Bedarf erzeugen, sondern wetterabhängig. In Sachsen ist es aber nach wie vor so, dass Abregelungen von WEA im Rahmen des Einspeisemanagements bisher nur selten auftreten: Laut Bundesnetzagentur wurden in Sachsen in den Jahre 2020 und 2021 jeweils 2 GWh Windstromerzeugung abgeregelt, das entspricht weniger als 1 Promille der sächsischen Windstromerzeugung.
Windstrom an Land aus neuen Anlagen kann derzeit für ca. 5-6 Cent pro kWh produziert werden, wenn man die Ausschreibungen der Bundesnetzagentur als Anhaltspunkt nimmt. Geringe Mengen an Windstrom ungenutzt verwerfen zu müssen würde die Kosten nur minimal erhöhen, der Aufpreis bei einer Speicherung wäre erheblich teurer.
In der aktuellen Lage der Stromknappheit in Europa ist auch Windstrom wertvoll geworden. Im September 2022 hatte Windstrom an den Strombörsen einen durchschnittlichen Erlös von über 28 Cent pro kWh.
Stromspeicher erfüllen im Stromnetz verschiedene Aufgaben. Neben dem Ein- und Ausspeichern von Energie in Zeiten niedriger und hoher Strompreise liefern die in Deutschland vorhandenen Pumpspeicher mit 6,7 GW Leistung vor allem auch diverse Systemdienstleistungen zur Stabilisierung der Stromnetze.
Hier entsteht auch für neue Systeme wie große Batteriespeicher eine Nachfrage und damit auch ein Markt für den wirtschaftlichen Einsatz. So wird ein Großteil der Primärregelleistung zur Stabilisierung der Netzfrequenz bei 50 Hertz bereits von Batteriespeichern erbracht.
Eines der nächsten Ausbaufelder sind große Batteriespeicher als sogenannte Netzbooster, um Stromübertragungsleitungen am Leistungslimit noch effektiver ausnutzen zu können.
Nach wie vor sind hingegen neue Stromspeicher im Arbitragemarkt (billig einkaufen, teuer verkaufen) wirtschaftlich eher unattraktiv. Im Jahr 2021 betrug der durchschnittliche Exportpreis für Deutschland ins Ausland 5,0 ct/kWh, der durchschnittliche Importpreis lag bei 5,5 ct/kWh.
Da Deutschland mehr Strom exportierte als importierte stand unterm Strich im Jahr 2021 sogar ein Exportsaldo von über 1,1 Milliarden Euro. In 2022 beträgt das Exportsaldo bisher bereits 2,2 Milliarden Euro.
Derzeit kann zusätzlicher Windstrom also nicht nur von den Betreibern teuer vermarktet werden, sondern ist auch im Strommarkt selbst überwiegend sehr willkommen.
In einer zukünftigen Energieversorgung aus 100% erneuerbaren Energien werden auch zusätzliche Stromspeicher eine wichtige Rolle spiele. Das Forschungszentrum Jülich hat in einer Simulation dazu die nötige Kurzzeitspeicherkapazität mit einigen hundert GWh errechnet. Das wäre nur ein Bruchteil der geplanten Speicherkapazität, die in den Elektro-PKW in Zukunft verbaut werden.
Aus den Wetterdaten von 38 Jahren wurde außerdem der Speicherbedarf für die längste Dunkelflaute mit rund 70TWh Wasserstoff errechnet.
Zum Vergleich: Aktuell verfügt Deutschland bereits über Gasspeicher mit einer Kapazität von über 200 TWh Erdgas (Methan).
Bis dahin ist die Grundvoraussetzung aber der weitere zügige Ausbau der Solar- und Windstromerzeugung.