Eigenstromnutzung – im Markneukirchener Gewerbegebiet will man das gemeinsam machen
NEWS: 7 Firmendächer im Gewerbegebiet sind schon mit PV-Modulen belegt und erzeugen teilweise Strom für den Eigenbedarf, der Rest muss ans öffentliche Netz abgegeben werden. Muss das wirklich so sein? – Dieser Frage geht Bürgermeister Toni Meinel gemeinsam mit der Sächsischen Energieagentur – SAENA GmbH nach und hatte am 12.09. 20 Unternehmer zum Gespräch ins Rathaus eingeladen.
Lohn und Arbeit für die Region im Gewerbegebiet der Stadt Markneukirchen bieten die fast 20 Unternehmen bereits, demnächst auch den Strom selbst? Der Musikinstrumentenbau lebt hier von der Tradition und prägt die Branche erfolgreich mit hochwertigen Produkten für die ganze Welt. Die Preise für Energie steigen und mit ihnen die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit. Die Politik wünscht sich eine „Klimaneutralität“ bis 2045. Der Preisdeckel für Strom und Gas wird irgendwann wieder weggenommen. Wer kann, möchte daher weg vom Gas und sich seinen eigenen Strom produzieren.
Fast alle Unternehmer sind sie gekommen und bekunden ihren Willen, die Eigenstromnutzung gemeinsam angehen zu wollen. Neben Bürgermeister Meinel und Marc Postpieszala, Seniorberater der SAENA, diskutierten Andreas Franke, Experte der MITNETZ Strom für das lokale Verteilnetz und Dr. Manuela Herms, Rechtsanwältin für Energierecht mit den Unternehmern zu der Frage, wie den Herausforderungen im technischen und juristischen Bereich zu begegnen ist.
„Wir denken, dass die Markneukirchener sehr selbstbewusst und eigenverantwortlich mit der Frage der Versorgungssicherheit umgehen können“, sagt Postpieszala. „Was sie brauchen, ist ein Anfang, eine initiale Unterstützung für dieses ambitionierte Projekt einer lokalen Energiewende. Die Aussicht auf eine gegenseitige Versorgung mit bezahlbarem Strom ist da, dafür besteht kein Zweifel“, so Postpieszala weiter.
Technische und kaufmännische Hürden ließen sich nehmen, betont Franke von MITNETZ Strom, solange sich ein Verantwortlicher für den einen notwendigen Netzverknüpfungspunkt zum Gewerbegebiet findet. Diese juristische Person sei dann zwar formal ein Energieversorger mit allen Rechten und Pflichten, wendet Dr. Herms ein, dass sei aber kein Grund für Unentschlossenheit oder Besorgnis. Bei Kenntnis der Regeln, sei das für jedes kleine und mittlere Unternehmen beherrschbar.
Toni Meinel hat die Wichtigkeit des Vorhabens erkannt und freut sich über das Engagement in seiner Stadt: „Letztes Jahr im November war die SAENA schon einmal bei uns und hatte mit ihrer 1. Energiewerkstatt hier in Markneukirchen großen Zuspruch. Da haben wir gedacht, dass wir diese Begeisterung für ein Modellprojekt nutzen sollten“, schmunzelt der Bürgermeister.
Mut und Optimismus sind gute Antworten für die Bürgerinnen und Bürger in Markneukirchen. Was nicht unter Eigenregie lokal entsteht, findet keine Akzeptanz. Juristische, kaufmännische und technische Hürden sind überwindbar. Die Zukunft könnte ein stabiler und niedriger Strompreis sein, mit positiven „Nebenwirkungen“ auf die Treibhausgasbilanz der Unternehmen in den Lieferketten und einer Wertschöpfung, die vor Ort stattfindet. Klar ist alle: das Modellprojekt hat begonnen.